Unsere interdisziplinären Felder auf einen Blick:
Byzantinistik
Die Byzantinistik bietet ein reiches Spektrum an möglichen Forschungsthemen. Im Rahmen des Graduiertenkollegs untersucht sie Formen sozialen Handelns sowie damit verbundene Vorstellungen, Praktiken und materielle Güter in Hinsicht auf ihre identitätskonstituierende liturgische, rechtliche und soziale Funktion. Weitere Themen betreffen Konventionen des Sammelns und Aufschreibens, die formative und normative Kraft von Texten und Memorialpraktiken. In ganz besonderem Maße ist die Byzantinistik geeignet, innerhalb des neuen Themenbereiches "Konventionalität und transkulturelle Verflechtungen" den Austausch von Konventionen zwischen verschiedenen religiösen, politischen und sprachlichen Gemeinschaften zu erforschen.
Germanistik
Der sensus communis (Common Sense) bildet seit je das Fundament der Verfahren der Rhetorik und Topik, für die Exempla (historia, argumentum, fabula) und Sprichworte sich über Jahrhunderte als konstante, aber flexibel handhabbare Formen der Argumentation erweisen. Einen zentralen Bereich bildet die Poetisierung höfischer Konventionalität in literarischen Werken, die die lange Geschichte der Höflichkeit sowohl an geistliche Muster rückbindet als auch eigene Formen entwickelt.
Geschichtswissenschaft
Für die Rechtsgeschichte des Mittelalters ist die Spannung von lex und consuetudo konstitutiv. Sie untersucht die Relation von Gewohnheitsrecht und Kodifizierung in Bereichen wie Ehe, Unfreiheit und Verwandtschaft. Hinzu tritt das Feld der Kodifizierung von Lebensformen und sozialer Gemeinschaftsbildung, etwa in Klöstern oder in Bezug auf die Soziologie der Zünfte, in der die Spannung konventionalisierter Arbeitstechniken des Handwerks mit den zunehmenden regulativen Ansprüchen der Zünfte zutage tritt.
Kunstgeschichte
Die kunsthistorische Manuskriptforschung untersucht Formen visueller Textgliederung und -Einbettung mit Blick auf Gattungskonventionen und deren Semantik, zudem Zeugnisse des Manuskriptgebrauchs. Objektgeschichten lenken den Blick auf Herkunft, Verwendung, Kombination von künstlerischen Materialien, auf Techniken und Formen, auf Traditionen und Wandlungen in der Gestaltung wie Nutzung von Kunstwerken, insbesondere im Kontext von Liturgie und Zeremoniell.
Mittellateinische Philologie
An den Regularien der Epistolographie kommt die Spannung von Briefsammlungen, Regelschrifttum (artes dictaminis) und stilistischer Originalität zum Austrag. Die Sammlungen, die an die antike Epistolographie anknüpfen, lassen sich so in Bezug auf Konzeption und Stilistik im Spannungsfeld von inventarisierter Konvention (Musterbeispiele) und kodifizierter Vorschrift untersuchen.
Musikwissenschaft
Musik und Musiktheorie des Mittelalters und der Frühen Neuzeit operieren zwischen Regeln und Leerstellen. Auch in der Musik situieren sich Konventionen in unterschiedlichen Registern: zwischen religiöser Ausrichtung, oraler Praxis und musiktheoretischer Kodifizierung.
Philosophie
Die Kommentarpraxis der Philosophie bereitet von der Spätantike bis ins 16. Jahrhundert hinein die Traditionen des gelehrten Wissens (Philosophie, Recht, Medizin, Theologie) nicht nur auf, sondern reflektiert dieses auch und begleitet es kritisch. Das Ineinander von Kontinuität und Wandel ist an ihr signifikant. Aber auch im Feld der Moralphilosophie wären Untersuchungen zum Verhältnis von Ethos und Ethik, von konventioneller und normativer Moral, möglich.