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Adeline Schwabauer: Hörner im Dienst der Kirche

Sankt Severin, Konrneliushorn, 2. Hälfte 14. Jahrhundert/15. Jahrhundert und Köln (?) um 1500, Gesamtansicht © Hohe Domkirche Köln, Dombauhütte; Foto: Matz und Schenk

Organische Hörner wurden seit spätestens der Nordischen Bronzezeit als Trinkgefäße genutzt. In der Folgezeit sind Trinkhörner in zahlreichen Medien und materiellen Ausführungen belegt: Als Attribut von Dionysos und seinem Gefolge im antiken Griechenland, als hornförmiger Glasbehälter aus römischer Produktion oder ehemals gefasst in Metall aus Gräbern der Eisenzeit. Die Objekte sind vielfach auch im Mittelalter nachweisbar, in Inventaren und Testamenten, auf Bildteppichen und in der Buchmalerei, als Artefakte sind sie in herrschaftlichen Sammlungen erhalten.

Bei derart vielzähligen Belegen von Hörnern ist ihre Verwendung im kirchlichen Kontext naheliegend. So schenkte Könige Wiglaf von Mercien im 9. Jahrhundert sein Trinkhorn an die Croyland Abbey in Lincolnshire, damit dieses an Festtagen in Gedenken an den Stifter genutzt werden konnte. Dies ist nur ein Beispiel von vielen, an das mein Dissertationsprojekt anknüpft: Es geht um die mittelalterliche Präsenz, Rezeption und Bedeutung von Hörnern in Kirchen.

Zahlreiche Hornreliquiare und -reliquien oder Öl- und Weihrauchhörner waren vor ihrer Sakralisierung Utensilien profanen Gebrauchs. Inschriften, applizierte Wappen und urkundliche Belege verweisen auf eine vorherige Verwendung der Hörner als Mittel der standesgemäßen Repräsentation und als Trinkgefäße beim gesellschaftlichen Umtrunk. Doch auch direkt für den kirchlichen Dienst geschaffene Exemplare oder Werke mit unbekannter Objektgeschichte lassen sich auf gestalterischer Ebene mit der parallel existierenden Trinkhorntradition in Beziehung setzen. Fraglich dabei ist, welche Bedeutung Hörnern im Kirchenraum zugeschrieben wird. Führt ein Transfer des Artefaktes in den kirchlichen Kontext zu einem harten Umbruch in der semantischen Habitualisierung von gefassten Hörnern oder treten vormittelalterliche Assoziationen und sakrale Neubelegung in ein Spannungsverhältnis, bei welchem alte und neue Aspekte koexistieren? Lässt sich durch eine Erkennbarkeit der originären Nutzung eine verzahnte Beziehung beider Gebrauchssphären erkennen, handelt es sich um eine durchaus naheliegende Weiterentwicklung oder wird eine gänzlich neue Signifikanz generiert, welche eigene Strukturen bildet?

Wie die Bedeutung des gefassten Hornes im kirchlichen Kontext zu verorten ist und sich verändert soll anhand von Einzelanalysen der erhaltenen Artefakte als bisher kaum erforschter Objektgruppe untersucht werden. Unter Berücksichtigung schriftlicher Quellen und überlieferten Bildmaterials rücken Material und Konstruktion der Hörner in den Fokus, um aus den Artefakten mögliche Gestaltungskonventionen zu lesen.

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