Elias Friedrichs: Kultur und Kult der Tapferkeit. Versuch einer Neubewertung des mittelalterlichen Ritterethos'
Der Gegenstand meines Dissertationsprojekts ist die Diskursivierung und Narrativierung von Tapferkeit in den erzählenden Quellen des Mittelalters. Ich vertrete die These, dass Tapferkeit für den laikalen Kriegeradel von immenser Bedeutung ist und sich diese Bedeutung in den Quellen niederschlägt. Dies lässt sich vor allem an den Darstellungen und Beschreibungen von Kämpfen beobachten, an welchen sich zum einen ablesen lässt, dass Tapferkeit und Gewalt aufs Engste miteinander verknüpft sind. Zum anderen zeigt sich, dass Kampfbeschreibungen häufig nach einem reziproken Schema des Austauschs von Gewalt verlaufen, welches die Tendenz hat, sich legitimatorischen Fragen zu entziehen. Der Kampf als zentraler Bestandteil einer ritterlichen Kultur verweist somit auf die Stellung des Adligen in der Welt und sein Verhältnis zu Gott, der Kirche und anderen Adligen.
Des Weiteren ergibt sich aus den genannten Beobachtung ein Widerspruch zwischen einer auf Gewalt gegründeten weltlichen Herrschaftsschicht und einer ethisch-religiösen Norm, die Gewalt vielfach tabuisiert. Anstatt diesen Widerspruch in einer Dichotomie von „zivilisiertem Rittertum“ und heroisch-gewalttätigen Kriegertum aufzulösen, greife ich auf das Konzept der kulturellen Ambiguität zurück und untersuche, wie in der vormodernen Kultur des Mittelalters derart widersprüchliche Aussagen durch die Glorifizierung und Auratisierung von Tapferkeit miteinander verbunden werden.
Kontakt: eliasfriedrichs[at]hotmail.de